Am 15.06.2017 hat Microsoft weitreichende Änderungen an der Bereitstellung und Pflege für Windows Server 2016 angekündigt, um die Versionen von Windows 10, Windows Server und Office anzugleichen. Wir blicken im folgenden Blogpost auf die Änderungen und die daraus resultierenden Folgen für Unternehmen.
Servicing Modelle für Windows Server 2016
Long-term Servicing Channel
Bisher wurde Windows Server im sogenannten Long-Term Servicing Branch angeboten. Dies bedeutet, dass alle 2-3 Jahre eine neue Version des Produkts veröffentlicht wird, die alle in diesem Zeitraum entwickelten Features und Updates enthält. Jedes dieser Releases wird garantiert über 10 Jahre mit Sicherheitsupdates versorgt (5+5 Support Model), erhält aber keine funktionalen Updates wie beispielsweise neue Features oder Performance-Verbesserungen. Optional kann der Supportzeitraum über das Premium Assurance-Programm zusätzlich um 6 Jahre erweitert werden.
Semi-annual Servicing Channel
Wie im ehemaligen Current Branch for Business werden im halbjährlichen Kanal zwei neue Versionen pro Jahr veröffentlicht, um Kunden mit hoher Release-Kadenz die Möglichkeit zu geben, mit hoher Geschwindigkeit neue Features und Erweiterungen zu nutzen. Diese Versionen werden ab Veröffentlichung für 18 Monate mit Sicherheitsupdates versorgt. Damit Kunden ihre Server im halbjährlichen Kanal betreiben können, müssen sie die Lizenzen mit Software Assurance einkaufen.
Insider Preview Branch
Um IT-Professionals die Möglichkeit zu geben frühzeitig neue Technologie zu evaluieren, wird das Insider Program um Server-Betriebssysteme erweitert. Diese Releases erscheinen nach keinem festen Zyklus und sind nicht für produktive Workloads unterstützt.
Anpassungen am Nano Server
Mit dem Nano Server hat Microsoft eine Variante des Windows Servers geschaffen, die vollständig auf eine grafische Oberfläche verzichtet und darüber hinaus aufgrund ihres geringen Footprints hervorragend für hochskalierbare, agile Umgebungen geeignet ist. Diese wird komplett remote über die PowerShell administriert und diente bisher zwei Haupanwendungsfeldern:
- Cloud-native Anwendungen
Container-Anwendungen und Microservices, die bevorzugt in der Cloud laufen und sich durch enorme Skalierbarkeit und Elastizität kennzeichnen, profitieren von einem möglichst kleinen Overhead, um Ressourcen zu schonen und Änderungen zu beschleunigen - Infrastrukturdienste
Hyper-V, Storage- und andere Backend-Systeme benötigen im Regelfall kein lokales Management und lassen sich durch Weglassen nicht benötigter Komponenten besser härten und verwalten als mit traditionellen Windows Server-Bereitstellungsformen
Um den ersten Anwendungsfall auszubauen und den Footprint weiter zu reduzieren, hat Microsoft angekündigt, ab dem nächsten Release Nano Server nur noch als Träger für Container zu plazieren. Damit entfällt die Möglichkeit, Nano Server als Backend-Server einzusetzen. Eventuell vorhandene Deployments müssen darüber hinaus bis spätestens April 2018 zu Server Core (oder Server mit installierter Desktop Experience) migriert werden, da Nano Server dem Semi-annual Channel unterliegen und das aktuelle Release (September 2016) zu diesem Termin aus dem Support geht.
Einschätzung und Ausblick
Kontinuierlicher Change ist Realität. In der IT ist es mittlerweile Grundvoraussetzung, um im laufenden Betrieb auf sich ändernde Anforderungen und neue Technologien reagieren zu können. Das heißt jedoch nicht, dass jeder Kunde und jede Implementierung dringend in den halbjährlichen Kanal wechseln muss. Dieser Kanal sollte explizit von Workloads und Implementierungen verwendet werden, die von rapider Innovation im besonderen Maße profitierten. Beispielsweise sollte ein Hosting-Anbieter, der für Kunden Virtualisierungslandschaften anbietet, schnell auf neue Versionen wechseln, um von den Fortschritten in Hyper-V und Speicherdiensten zu profitieren.
Für statischere Umgebungen, wie den KMU-Sektor oder den öffentlichen Bereich gibt es keinen offensichtlichen Grund, mit Anwendungs-, Web- und Infrastrukturservern in diesen Kanal zu wechseln. Dieser Bereich profitiert sekundär aus den Vorteilen, die sich für den gegebenenfalls genutzten Cloud- oder Hosting-Partner ergeben.
Beim Nano-Server zeigt sich dagegen deutlich der Fokus von Microsoft auf der Cloud. Denn selbst wenn sich die Container-Technologie für die Anwendungsbereitstellung flächendeckend durchsetzt, so wird dies wohl nicht derartig aussehen, dass die IT-Abteilungen ihre Container von Kopf bis Fuß selbständig verwalten, sondern diese sich zum Zwecke der Skalierung, der Orchestrierung und der Release-Kontrolle an einen verwalteten Dienst halten (Azure Container Service, Kubernetes, Docker Swarm). Somit liegen die Vorteile des verkleinerten Footprints eindeutig auf Seiten des Dienstanbieters.
Quellen und weiterführende Links
https://docs.microsoft.com/en-us/windows-server/get-started/semi-annual-channel-overview
https://docs.microsoft.com/en-us/windows-server/get-started/nano-in-semi-annual-channel
https://donjones.com/2017/06/15/all-software-is-preview-now/