Das beste Gestern ist jetzt – Was Digitalisierung mit dem Retrotrend zu tun hat

Wie sieht’s aus, sind Sie bereit für Veränderung? Die immer wieder zitierte digitale Transformation und der damit verbundene Paradigmenwechsel in Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie klopft nicht nur an die Tür, sondern steht praktisch schon mitten im Wohnzimmer.

Eine Welt ohne Smartphone und Internet – einfach nicht mehr vorstellbar. Wir befinden uns im Wandel und wir wissen noch nicht, wann und wie die Geschichte ausgeht. Was wir wissen, ist, was hinter uns liegt. Rückwärtsschauen funktioniert, da kennen wir uns aus. Retro ist modern.

Retro ist hip

»RAIDER heißt jetzt TWIX, sonst ändert sich nix.«
Fast jeder jenseits der 30 kennt diesen Werbespruch. Als ich letztens im Supermarkt war, gab es eine Retroedition. RAIDER ist wieder da. Yeahhh! Ganz im Charme der 1980er Jahre. Ich habe direkt eine Packung in den Einkaufskorb gelegt.

Total retro – Wir fliegen auf alles, was ein Hauch der Vergangenheit umweht. Warum? Zwischen Nostalgie und Virtual Reality haben wir vielleicht Sehnsucht nach einer Welt in der Klimawandel, Künstliche Intelligenz, Burn-out, Extremismus auf die verklärte Welt unserer Erinnerungen trifft, wo alles besser war. Klarer. Schöner. Unbeschwerter. Unser Firmenausflug führte uns im Juni in die Gläserne Manufaktur in Dresden. Volkwagen stellt dort den neuen e-Golf her und erzählte ganz stolz die Nostalgiekutsche schlechthin wieder aufleben lassen zu wollen: den Bulli – die Neuauflage diesmal in der Elektrovariante.

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Alles retro oder was? Warum jetzt?

Professor Sascha Friesike forscht am Lehrstuhl für digitale Innovation an der VU Universität in Amsterdam. Er sieht die Ursachen des Retrophänomens in Situationen und Umbruchsphasen, in denen sich Menschen überfrachtet und überfordert fühlen und daher hier und da ein Statement gegen allzu aufdringliche Digitalisierung und überdrehten Hype setzen. Diese gäben uns die Gewissheit, eine Vergangenheit und damit auch eine Zukunft zu haben.
Retro also als Trostpflaster, das Zugehörigkeit, Sicherheit, Freiheit und Tradition suggeriert. Eine Sehnsucht nach Vertrautheit, aber ohne Mottenkugeln.

Retro als Gegenpol zur digitalen Transformation?!

Der kanadische Literaturwissenschaftler und Medientheoretiker Marshall McLuhan (1911 – 1980) sah den Retrotrend und Mythen als rettende Anker im hyperbeschleunigten Jetzt, wo Unmengen an Informationen über verschiedene Kanäle auf uns einprasseln und von uns Entscheidungen fordern.
Retro also als Gegenmittel zur digitalen Transformation?! Da ist sicherlich etwas dran.
Am Wochenende war ich in meinem Garten und habe knöcheltief in der Erde gegraben. Das hätte ich mir noch vor 5 Jahren nicht träumen lassen. Ein Hobby für alte Leute mit zu viel Zeit. Als Kind habe ich es geliebt, bei meinen Großeltern im Garten zu sein. Der Teergeruch von Gartenlaubendächern im Sonnenschein – ein Duft meiner Kindheit. Inzwischen sind Gärten, Schrebergärten, Urban Gardening der ganz große Hype. Eine unbeschwerte Gartenwelt, wo man etwas schafft für sich und die Bienen und Vögel um einen herum: Etwas Greifbares, etwas Wirkliches, etwas Nostalgisches. Die einstige Lebenswelt ist natürlich ins Hier und Jetzt geholt mit Rasenroboter und Bewässerungscomputer.

Das beste Gestern ist jetzt und morgen

Das Original wird weiterentwickelt mit den technischen Möglichkeiten und Innovationen, die es jetzt gibt. Es darf nicht darum gehen, den Blick in die Zukunft zu vermeiden, indem wir die Flucht in die nostalgische Vergangenheit antreten. Unsere Zukunft können wir selbst gestalten.
An der Freien Universität Berlin gibt es das Institut Futur, das daran forscht, etwas Licht ins Dunkel der Zukunft zu bringen. Beim Studium der Zukunftsforschung geht es nicht darum, die Welt von Morgen schön zu malen oder die Apokalypse heraufzubeschwören. Vielmehr wird systematisch erforscht, was in Zukunft möglich ist, welche Zukunft unsere Gesellschaft will und wohin sie, basierend auf unserer Gegenwart, eventuell hinsteuert. Alles mit dem Ziel, Zukunft wieder greifbarer zu machen.
Zukunft passiert eben nicht nur, sondern lässt sich erschaffen. Alles, was wir tun, weist in die Zukunft. Werfen wir also die Angel nach dem Morgen aus! ◼

Diskutieren Sie mit!

Wie ist Ihre Meinung zum Thema Retro als Gegenpol zur Digitalisierung?

Morgen beginnt heute!

Werfen Sie schon einmal einen Blick in die Zukunft. Gleich neben dem SoftEd Trainingscenter in Berlin hat das Museum Futurium seine Türen geöffnet. https://futurium.de

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